Unterwegs-Blog
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Sommertörn in die Südbretagne und zu den Glénan

Sonnenuntergang über L'Aber Vra'h.

Am Sonntag, 1. Juli, starten wir, Blue Alligator und ich, unseren Sommertörn. Das erste Ziel sollte die Südbretagne sein. Damit wir es diesmal auch schaffen, wollten wir gleich am ersten Tag soweit wie möglich kommen, das heisst bis zur äussersten Westspitze der Nordbretagne, bis nach Aber Wrac’h. Aber Wrac’h ist einer der Treffpunkte aller möglichen Segler auf allen möglichen Routen. Der Hafen hat nicht viel zu bieten, aber er liegt einfach perfekt, ob man nun Norden, Süden oder Osten will – oder vielleicht sogar bis nach Spanien.

Die ersten Stunden liefen auch wirklich gut mit Wind von Nordwesten. Aber kurz nach Alderney, der nördlichsten der Kanalinseln, schlief er ein und wollte die ganze Nacht nicht mehr kommen. Der Motor brummte. Trotzdem schlief ich dann und wann ein und bekam so meine Halbstundenrationen Schlaf.

Wo sind die Delphine?

Nach 20 Stunden kamen die Felsen der Nordbretagne in Sicht und schliesslich liefen wir in den Fluss ein. Von früheren Fahrten auf dieser Strecke war ich gewohnt, ein paar Delphine zu sehen. Aber diesmal zeigte sich keine einzige Flosse. Das spektakulärste Ereignis: ein Kreuzfahrtriese bei Guernsey, der einen AIS-Alarm auslöste. Aber auch er kam mir nicht zu nahe.

 

Ich blieb nur eine Nacht in Aber Wrac’h. Am kommenden Morgen, wieder bei wenig Wind, lief ich aus Richtung Camaret sur Mer. Das ist schon eine andere Welt, eingebettet zwischen hohen Felsen und bewacht von einem Turm des brühmten Baumeisters Vauban ist Camaret ein beliebtes Sommferferienstädtchen mit entsprechendem Publikum. Dieses Mal schienen mir die deutschen Rucksacktouristen zu überwiegen. Aber vielleicht fallen sie einem nur besonders auf.
Ich kenne Camaret nun auch schon zu gut, um dort lange zu bleiben. Also wiederum weiter.

In der Möwenkolonie

Diesmal sollte es wieder etwas länger gehen, 60 Meilen bis nach Lesconil, das schon in der Südbretagne liegt. In Lesconil hat Bernard Stamm, der Schweizer Hochseesegler seine erste Rennyacht gebaut. Man erzählt sich heute noch davon. Und hier hat mein schottischer Begleiter von 2015 seinen Zahn zu reparieren versucht. Wir mussten einen Tag lang telefonieren, bis wir einen Zahnarzt fanden, der ihn behandeln würde. Es war Sommer.

Lesconil ist eigentlich nicht besonders hübsch, und doch gefällt es mir dort nicht schlecht. Vielleicht weil die lautesten Gesellen dort die Möwen sind. Sie kreischen fast unentwegt und jagen sich in gewagten Flugübungen hinterher. Legt einer der wenigen Fischer an, picken sie ihm die Reste vom Fisch oder von zerdrückten Krabben aus den Netzen. Auch das geht nicht ohne Kreischen und Streiten ab.

Die Felsen vor Lesconil sind spektakulär, aufeinander getürmte Steinquader. Im Abendlich schimmern sie rosa, so die Sonne scheint. Das tat sie in unregelmässigen Intervallen. Ich sass mit meiner Kamera just zur falschen Zeit an der Küste.

Kleines Inselparadies

Von Lesconil sind es nur etwa 10 Meilen bis zu den Glénan-Inseln, neun Inseln, die einen Archipel formen, der einen grossartigen Ankerplatz umschliesst. Es ist wirklich ein Paradies, für Möwen natürlich, aber auch für Eidechsen, und natürlich für die Massen, die per Boot von der nahen Küste herschippern. Keine Chance, in einem der beiden Restaurants einen Platz fürs Mittagessen zu finden. Aber für ein Sandwich reicht es. Und auf dem Schiff ist es ohnehin ruhiger. Ich habe selten so gut vor Anker oder an einer Boje geschlafen. Und in der Nacht leuchteten die Sterne ungeblendet von irgendeiner Lichtquelle.

Ich hätte länger bleiben können. Aber am Sonntag, dem 8. Juli, sollte ich in Lorient sein. Dann würde Katrin ankommen. Und mit ihr würden wir weiter segeln. Wohin? Das müssen wir noch ausmachen.

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Ich bin 1964 in Zürich geboren und habe die meiste Zeit meines Lebens als Journalist gearbeitet. Seit Sommer 2020 bin ich auf meiner Yacht Blue Alligator auf dem Atlantik unterwegs.

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