Bijagos, Unterwegs-Blog
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Wie wäre es mit einer Katze?

Katze an Bord

Die Tage auf Madeira neigen sich dem Ende zu. Bald segle ich weiter Richtung Teneriffa. Damit endet aber auch der Besuch von Katrin, meiner Frau, auf Blue Alligator. Bald fliegt sie zurück nach Santa Maria und zu unseren drei Katzen. Ich bin dann wieder allein.

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Seit ich letztes Jahr im Hafen von La Gomera eine Katze zu Besuch hatte, denke ich darüber nach, ebenfalls einen vierbeinigen Begleiter an Bord zu nehmen. Ich habe schon Ecken ausgemessen, um einen geeigneten Platz für ein Katzenkistchen zu finden. Und ich schaue mir jedes YouTube-Video an, welches das Thema Katzen auf Booten behandelt.

Schwere See

Gleichzeitig weiss ich, dass es eine Katze auf Blue Alligator nicht leicht hätte. Ich muss mich nur meiner letzten Reise von Santa Maria nach Madeira vergegenwärtigen. Der Wind war ganz in Ordnung, zumeist Nordwest, selten mehr als 20 Knoten. Aber die Wellen hatten es in sich. Ein Tiefdruckgebiet, das über die Azoren gezogen ist, hat für eine konfuse See bis weit nach Süden gesorgt. Die Wellen waren kurz, steil und schienen von allen Seiten zu kommen. Manchmal trafen sie Blue Alligator direkt in die Flanke, und es war, als hätte ein Lastwagen das Boot gerammt. Gleich darauf prasselte das Wasser wie ein Sturzbach übers Deck. Wäre ich im Cockpit gestanden, ich wäre von oben bis unten geduscht worden.

Unter Deck war es, als wäre ich wie ein Käfer in einer Schachtel gefangen, die ein neugieriges Kind in seiner Faust schüttelt. Der einzige sichere Ort war die Bank im Salon, wo ich mich so gut gebettet hatte, dass ich nicht rausgeschleudert wurde. Aufstehen war jedes Mal eine Mischung zwischen Kraftakt und Balanceübung. Mit der einen Hand hielt ich mich fest, mit der andern zog ich die Hose hoch oder versuchte mir ein T-Shirt überzuziehen, was nicht selten damit endete, dass ich, den Stoff über dem Kopf oder mit einem Bein in der Hose, den Griff verlor und blind oder einbeinig durch den Raum geschleudert wurde. Hatte ich Glück, landete ich wieder auf der Bank. Ansonsten gab es blaue Flecken.

Fliegendes Katzenklo?

Eine Katze hätte sich wahrscheinlich mit sämtlichen Krallen in einem Polster verankert. Was mit dem Katzenklo passiert wäre, genauer mit seinem Inhalt, wäre eine interessante Erfahrung gewesen, sofern man Lust auf solche Experimente hat. Auf einschlägigen Blogs habe ich zwar gelesen, dass auch bei schwerem Wetter Katze, Klo und Kloinhalt sicher seien. Aber wer weiss?
Ich habe das Glück, von Seekrankheit verschont zu bleiben. Eine Katze ist jedoch nicht von Natur aus mit Seebeinen ausgestattet. Und ist sie allzu neugierig, riskiert sie, über Bord zu gehen. Zudem bin ich unterwegs nach Afrika, zu den Bijagos-Inseln vor der Küste von Guinea-Bissau. Nicht nur sollen dort Haie rumschwimmen, sondern auch Krokodile gehören zur bunten Fauna des Archipels. Die würden sich wahrscheinlich über einen Happen freuen, der ihnen vor die Schnauze fällt.

Yachten: Nicht tiergerecht?

Vor vielen Jahren habe ich zudem für die NZZ über Tiere an Bord geschrieben. Dafür habe ich mit dem damaligen Direktor des Zürcher Zoos, Alex Rübel, gesprochen und mit der Zürcher Tierschutzorganisation. Beide Quellen rieten davon ab, Katzen – oder auch Hunde – an Bord zu nehmen. Die Begründung: Ein Boot biete ganz einfach keine tiergerechte Umgebung. Als ich allerdings letztes Jahr auf Facebook ein Bild von meiner Besucherin auf La Gomera gepostet habe, begleitet von der Frage, ob man Katzen an Bord halten könne, wurde ich mit Dutzenden von Antworten eingedeckt. Die Mehrzahl davon bejahte die Frage klar. Die Leute berichteten von vielen glücklichen Segeljahren mit ihren Samtpfoten und wie zufrieden die Tiere gewesen seien. Natürlich hat niemand die Katzen befragt, ob sie lieber auf einem Feld Mäuse jagen oder auf einer Yacht die Tage verdöst. Aber ganz ausgeschlossen ist es ja nicht, dass das eine oder andere Tier zum Segler geboren ist.

Was also tun? Ich denke, ich werde es dem Zufall überlassen. Läuft mir eine bedürftige Katze zu, darf sie auf bei mir einziehen. Dann werde ich ihr ein Sicherheitsnetz entlang der Reeling spannen und auch ein hübsches Klo bauen. Ansonsten bleibe ich solange tierlos, bis ich unsere drei Katzen in ihrem garantiert tiergerechten Umfeld auf Santa Maria wiedersehe.

Kategorie: Bijagos, Unterwegs-Blog

von

Ich bin 1964 in Zürich geboren und habe die meiste Zeit meines Lebens als Journalist gearbeitet. Seit Sommer 2020 bin ich auf meiner Yacht Blue Alligator auf dem Atlantik unterwegs.

4 Kommentare

  1. Pingback: How about a cat? – Meergeschichten

  2. https://share.icloud.com/photos/07747cJYLsCrjsXCdaB7Bk5fg
    Lieber Rony. Ja die Katzen sind eben Chef‘s…man vermisst sie sehr schnell. Wir sind jetzt schon bald wieder zwei Monate hier in der Schweiz. Die wilde Bande von St. Maria vermissen wir schon lange. Unsere Nachbarn über uns haben gerade eine junge Katzenbande. Die sind echt süß.
    Denke eine junge Katze auf das Schiff zu nehmen wäre sicher kein schlechter Plan. Wir wünschen Dir eine wunderbare und sichere Reise. Liebe Grüsse Roland

  3. Thomas SV Carmina sagt

    Lieber Roland, Deine Schlussfolgerung kann ich nur unterstützen. Zum Thema selbst folgendes. Währen 3 Jahren lebten wir mit dem Parson Russel Terrier Toby auf einer 15 m Motorjacht. Toby war als Welpe daran gewöhnt worden. Natürlich sind das Ijsselmeer und die Mittelmeerküsten nicht mit der offenen See zu vergleichen. Auch eine 25 Tonnen Stahlyacht rollt in den Wellen anders als ein Segelschiff. Toby war sehr geschickt auf Deck, trotzdem fiel er drei Mal ins Wasser, gottlob immer in Häfen und unter Aufsicht. Seine physischen Bedürfnisse hatten bei uns höchste Priorität und mehr als 48 h ohne Landgang wollten und konnten wir diesem Tier nicht zumuten. Wir fühlten auch deutlich sein Unwohlsein auf längeren Strecken. War apathisch, nahm keine Nahrung und auch kaum Wasser zu sich. Für uns als Menschen war er eine echte Bereicherung. Aber für ihn als Tier war das definitiv nicht artgerecht. Wir haben ihm also einiges zugemutet. Das würde ich auch jetzt auf meiner Segelyacht niemals mehr tun. So schön es wäre.

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