Alle Artikel mit dem Schlagwort: Blue Alligator

Be-Gleiter auf See

Segeln wird oft als Gleiten über die See missverstanden. Zumeist ist es das nicht. Vor der Küste Galiciens beispielsweise sind Blue Alligator und ich durchgeschüttelt worden wie selten sonst. Das Boot tanzte und hüpfte über die Wellen und krachte auch schon mal in einen tiefen Abgrund, so dass ich fürchtete, der Mast würde durch den Rumpf brechen. Zum Glück sind Boote wie Blue Alligator genau für solche Situationen gebaut. Das unterscheidet sie grundsätzlich von ihrer Besatzung. Menschen stammen ja schliesslich von Baumbewohnern ab und nicht von Delphinen. Die wahren Gleiter Die wahren Gleiter über dem Meer sind die Seevögel. Ihr Flug durch die Wellentäler und über die Kämme ist schlicht atemberaubend. Wenn sie mit aufgespannten Schwingen an einem vorbeisausen, als gäbe es nichts einfacheres auf der Welt als fliegen, könnte man grün werden – einmal nicht vor Seekrankheit, sondern vor Neid. Dann sieht man sie in einem Wellental verschwinden und so nah kommen sie dem Wasser, dass man glaubt, jetzt müsste ein Flügelspitz eintauchen und der Vogel abstürzen. Aber natürlich passiert nichts dergleichen, und das …

Wo die Muscheln wachsen

Die Rias sind nicht nur wunderbare Segelreviere, sie sind auch industrielle Zentren. Aus den Rias wird gefischt, was sie hergeben. Vor allem aber werden in ihnen Muscheln gezüchtet, die schwarzen Miesmuscheln. Sage und schreibe 60 Prozent der Weltproduktion kommt von den Rias; 95 Prozent aller spanischen Muscheln. Die Ria de Arousa wird dabei am intensivsten genutzt. Bateas überall Gezüchtet werden die Muscheln an – oder genauer unter sogenannten bateas, hölzerne Plattformen, die am Grund verankert sind. Sie sind in parallelen Reihen angeordnet und bedecken einen Grossteil der Wasserfläche der Ria de Arousa. Das Städtchen Vilanova de Arousa bildet das Zentrum der Industrie. Im Fischereihafen liegen Dutzende spezieller Boote, die für die Arbeit auf den Plattformen ausgerüstet sind. Aber im lokalen Fischmarkt Muscheln zu bekommen, war ein Fehlschlag. Vielleicht war ich ja zu spät unterwegs. Aber die Auslagen waren bis auf ein paar wenige dürre Fischchen leer. Mehr Glück hatte ich im örtlichen Supermarkt. Dort kaufte ich ein halbes Kilo, gerade genug für eine Person. Idealer Bordfood Muscheln sind eigentlich idealer Bordfood, schnell und einfach zu …

Rückblick auf die Bretagne

Im März umsegelte ich die Bretagne von Tréguier bis Quiberon. Später dann ging die Reise in die Vendée. Die Bretagne ist bestimmt eines der schönsten Segelreviere. Im Norden rau und ungestüm. Im Süden schon ein wenig sanfter, mit wunderbaren Inseln und vor allem dem Golfe du Morbihan. Für den Reiseteil der NZZ habe die Geschichte der Umsegelung geschildert. Der Text heisst „Den Drachen umsegeln“, denn auf der Karte sieht die Bretagne tatsächlich ein wenig wie ein Drachenkopf aus, der in den Atlantik hinausschaut – nun, in meiner Fantasie zumindest. Hier der Link zum Artikel, der hoffentlich frei zugänglich bleibt.

Die Costa da Morte rauf und runter

Südlich von A Coruña erstreckt sich die Costa da Morte. Der Name stammt nicht von ungefähr. Der Seegang ist beachtlich, selbst bei mässigem Wind. Er fordert das Material ganz schön. Auf dem Weg nach Camariñas, das sich selbst die Hauptstadt der Costa da Morte nennt, konnte ich die Genua plötzlich nur noch mit Mühe einrollen und ausrollen schon gar nicht mehr. Im Hafen stellte sich heraus, dass da ziemlich was verbogen war. Was tut man in einem solchen Moment? Ein Rigger ist in Camariñas nicht zu finden. Im Süden wäre der nächste Ort mit Versorgung Vilagarcia. Aber ob da die richtigen Teile leicht zu beschaffen sind? Zurück nach Norden Blue Alligator hat eine Furlix-Rollreffanlage von Selden. Der örtliche Vertreter von Selden ist in Sada angesiedelt. Das liegt, wie könnte es anders sein, im Norden, in einer Bucht nach A Coruña. Ich entscheide mich also, wieder zurückzusegeln. Die Costa da Morte zu zweiten. In Sada ist die Sache in einem Tag repariert. Das Vorstag muss ersetzt werden und der innere Kern des Furlex. Ich hätte Glück …

Kleiner Abstecher in den Norden – virtuell und real

Noch bevor ich Richtung Süden losgesegelt bin, habe ich für die NZZ einen kleinen Text über die Scilly Islands geschrieben. Diese befinden sich ja nun ganz wo anders, nämlich rund 30 Meilen südwestlich von Cornwall. Und wenn ich es recht bedenke, sind sie deutlich südlicher gestimmt als die Gegend, in der ich mich gerade befinde, die Nordwestecke Spaniens, Galizien. Hier nun noch der Link zum Artikel, der hoffentlich nicht kostenpflichtig ist und von möglichst vielen gelesen werden kann. Ich würde gerne zurück auf die Scillies. Aber ob ich es auf dieser Reise schaffe, ist mehr als ungewiss. Irgendwie sind Blue Alli und ich vom Unglück verfolgt. Auf der Fahrt von La Coruña nach Camariñas hat die Rollreffanlage fürs Vorsegel Schaden genommen. Irgendwas ist verbogen. Ich werde also zurück nach La Coruña müssen, um das reparieren zu lassen. Zurück nach Norden, ganz real. Mein Zeitplan ist ohnehin schon durcheinander. Dass ich südlicher als Galizien segle, ist inzwischen eher unwahrscheinlich. Am 17. Juni kommt Katrin. Wir werden dann – hoffentlich in aller Ruhe – die Rias, die Flüsse …

Drogen? Waffen? Migranten?

Lorient, 27. März Ich bin nun schon ein Zeitchen in Lorient, liege sicher im Stadthafen mitten im Zentrum. Über uns gehen Hagel, Schauer und Sturmwinde hinweg. Und zwischendurch scheint die Sonne. Ein Nachbar, der mit seiner Frau und seinem Baby das ganze Jahr über auf dem Schiff lebt, hat mir die Wetterregel hier erklärt: „Noël sur le balcon, pâques au tison – Weihnachten auf dem Balkon, Ostern vor dem Kamin“. Aber ich habe sowieso nichts vor. Ich warte auf Katrin, meine Frau, die mich in wenigen Tagen besuchen kommt. Zusammen werden wir dann den Golf du Morbihan erkunden, das „Kleine Meer“, das noch ein bisschen weiter südlicher liegt, ein Einschluss mit einer ganz schmalen Durchfahrt. Dahinter liegen Inseln, und es soll ein Klima wie im Mittelmeer herrschen. Wir werden sehen. Keine Schönheit und doch charmant Lorient ist ein herber Kontrast zu allen Orten, in denen ich bisher war: Die Stadt ist nach dem Krieg wohl fast vollständig neu gebaut worden. Architektonisch keine Schönheit. Aber sie hat trotzdem Charme – und einen echt maritimen Charakter. Ihr …