Alle Artikel mit dem Schlagwort: Yacht

Drogen? Waffen? Migranten?

Lorient, 27. März Ich bin nun schon ein Zeitchen in Lorient, liege sicher im Stadthafen mitten im Zentrum. Über uns gehen Hagel, Schauer und Sturmwinde hinweg. Und zwischendurch scheint die Sonne. Ein Nachbar, der mit seiner Frau und seinem Baby das ganze Jahr über auf dem Schiff lebt, hat mir die Wetterregel hier erklärt: „Noël sur le balcon, pâques au tison – Weihnachten auf dem Balkon, Ostern vor dem Kamin“. Aber ich habe sowieso nichts vor. Ich warte auf Katrin, meine Frau, die mich in wenigen Tagen besuchen kommt. Zusammen werden wir dann den Golf du Morbihan erkunden, das „Kleine Meer“, das noch ein bisschen weiter südlicher liegt, ein Einschluss mit einer ganz schmalen Durchfahrt. Dahinter liegen Inseln, und es soll ein Klima wie im Mittelmeer herrschen. Wir werden sehen. Keine Schönheit und doch charmant Lorient ist ein herber Kontrast zu allen Orten, in denen ich bisher war: Die Stadt ist nach dem Krieg wohl fast vollständig neu gebaut worden. Architektonisch keine Schönheit. Aber sie hat trotzdem Charme – und einen echt maritimen Charakter. Ihr …

Raue See zwischen zwei Idyllen

Roscoff, 16. März: Ich habe Tréguier am Dienstag, 15. März, wieder verlassen. Keine Wolke am Himmel. Und schon fast angenehme Temperaturen – im Fluss, sieben Meilen von der See entfernt. Es sollte sich noch ändern. Wie friedlich diese Landschaft ist: der Fluss, die grünen Ufer. Zwischen Eichen eingebettet die typischen bretonischen Häuser aus Granit. Eine Frau, die mit ihren beiden Hunden am Ufer spazieren geht, schaut mir nach. Zwei Fischer in ihrem Boot sind damit beschäftigt, die Gerätschaften klar zu machen. Sie werden mich später in der Flussmündung mit ihrem Motorboot überholen. Sonst sind keine Menschen zu sehen. Je näher der See, desto rauer die Sache Je näher ich der Mündung komme, je breiter der Fluss wird, desto stärker legt der Wind zu. Und schon spürt man den Seegang, erst ganz leicht, aber bestimmt. Er wird kräftig werden heute. Je näher ich dem Meer komme, desto diffuser wird auch das Licht, als hätte sie die See mit Dunst getränkt, mit Gischtnebel, den der Wind von den Wellen abgerissen hat. Ich passiere den Leuchtturm Le Corne …

Instinktiv richtig

Es dauert zwar noch über zwei Monate, bis ich zu meiner Segelreise aufbreche, aber seit ich den Entschluss gefasst habe, mir sechs Monate Zeit auf dem Meer zu gönnen, kreisen meine Gedanken um nichts anderes mehr. Ich habe mich in den ersten Wochen zunächst eingehend mit technischen Details beschäftigt, habe mich gefragt, ob meine Ausrüstung den Anforderungen gewachsen sein wird. Damit lässt sich trefflich Zeit verbringen, denn wenn man sich mit Batteriespannung, Windpilot oder AIS beschäftigt, braucht man sich nicht mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen. Doch ich habe mir auch stundenlang Filme von Seglern angeschaut, die von ihren Abenteuern berichten, und habe mir dabei immer vorgestellt, wie ich mit den Situationen zurechtkommen würde, denen sie begegneten. Und da liegt der Hund begraben. Ich glaube, mein Boot, „Blue Alligator“, ist besser ausgerüstet als manche Yacht, die schon übers Meer geschippert ist. Seetüchtig ist sie, ja. Yachten wie „Blue Alligator“ sind ganz einfach fürs Meer gebaut, gebaut, genau für die Aufgabe, die ich ihr und mir zumuten werde. Mit Menschen ist das anders. Die sind nicht dafür …