Alle Artikel in: Unterwegs-Blog

Auf dem Unterwegs-Blog schreibe ich von den wahren Begegnungen und Ereignissen auf meiner Reise auf dem Meer.

Zöllner-Verfolgung und Sailing-Blues

La Rochelle, 27. April Was ist nun nicht schon alles wieder passiert, seit ich das letzte Mal was geschrieben habe. Die Bretagne liegt schon lange hinter uns, ich hatte zwei Gäste und kurz vor Noirmoutier, der Halbinsel mit ihren Austernzuchten und Salzgärten, verfing sich eine Leine im Propeller von Blue Alligator. Im Video berichte ich darüber, auch wie ich getaucht bin und das Ding los geschnitten habe. Üble Nachwirkungen Leider war es damit aber nicht getan, wie ich später feststellte. Das erste Anzeichen einer Nachwirkung stellte ich in Les Sables d’Olonne fest. Als ich dort den Motor startete und den Gang einlegte, wummerte es, als wäre die Leine wieder da. Das Geräusch verschwand zwar nach ein paar Sekunden. Aber von da an war es jedes Mal beim Start des Motors zu hören. Kein angenehmes Phänomen, wenn man länger unterwegs sein will und eventuell die Maschine bei der Überquerung der Biskaya braucht. Ich habe mich in La Rochelle also vertrauensvoll an eine Werft gewandt. Den Rat, den ich erhielt, kannte ich allerdings schon im Voraus: Blue Alligator muss …

Drogen? Waffen? Migranten?

Lorient, 27. März Ich bin nun schon ein Zeitchen in Lorient, liege sicher im Stadthafen mitten im Zentrum. Über uns gehen Hagel, Schauer und Sturmwinde hinweg. Und zwischendurch scheint die Sonne. Ein Nachbar, der mit seiner Frau und seinem Baby das ganze Jahr über auf dem Schiff lebt, hat mir die Wetterregel hier erklärt: „Noël sur le balcon, pâques au tison – Weihnachten auf dem Balkon, Ostern vor dem Kamin“. Aber ich habe sowieso nichts vor. Ich warte auf Katrin, meine Frau, die mich in wenigen Tagen besuchen kommt. Zusammen werden wir dann den Golf du Morbihan erkunden, das „Kleine Meer“, das noch ein bisschen weiter südlicher liegt, ein Einschluss mit einer ganz schmalen Durchfahrt. Dahinter liegen Inseln, und es soll ein Klima wie im Mittelmeer herrschen. Wir werden sehen. Keine Schönheit und doch charmant Lorient ist ein herber Kontrast zu allen Orten, in denen ich bisher war: Die Stadt ist nach dem Krieg wohl fast vollständig neu gebaut worden. Architektonisch keine Schönheit. Aber sie hat trotzdem Charme – und einen echt maritimen Charakter. Ihr …

Raue See zwischen zwei Idyllen

Roscoff, 16. März: Ich habe Tréguier am Dienstag, 15. März, wieder verlassen. Keine Wolke am Himmel. Und schon fast angenehme Temperaturen – im Fluss, sieben Meilen von der See entfernt. Es sollte sich noch ändern. Wie friedlich diese Landschaft ist: der Fluss, die grünen Ufer. Zwischen Eichen eingebettet die typischen bretonischen Häuser aus Granit. Eine Frau, die mit ihren beiden Hunden am Ufer spazieren geht, schaut mir nach. Zwei Fischer in ihrem Boot sind damit beschäftigt, die Gerätschaften klar zu machen. Sie werden mich später in der Flussmündung mit ihrem Motorboot überholen. Sonst sind keine Menschen zu sehen. Je näher der See, desto rauer die Sache Je näher ich der Mündung komme, je breiter der Fluss wird, desto stärker legt der Wind zu. Und schon spürt man den Seegang, erst ganz leicht, aber bestimmt. Er wird kräftig werden heute. Je näher ich dem Meer komme, desto diffuser wird auch das Licht, als hätte sie die See mit Dunst getränkt, mit Gischtnebel, den der Wind von den Wellen abgerissen hat. Ich passiere den Leuchtturm Le Corne …

Von Cherbourg nach Tréguier

Tréguier, 14. März 2016 Ich bin nun endlich unterwegs. Es brauchte einen kleinen Ruck, damit ich mich aus der Gemütlichkeit des Hafenlebens befreite und die Reise, die ich doch so sehr herbeigesehnt habe, endlich antrat. Doch wenn mal man den ersten Schritt gemacht hat, geht es dann doch ganz leicht. Leinen los! Am Samstag habe ich in Cherbourg bei Hochwasser die Leinen losgeworfen und bin Richtung Westen ausgelaufen. Wind hatte es nicht so richtig. Und über allem lag ein diesiger, grauer Schleier. Aber wenigstens kam ich gut durchs Alderney Race. Das ist jene Passage zwischen Cap de la Hague an der Westspitze der Normandie und der kleinen Kanalinsel Alderney. Dort zieht der Strom mit manchmal bis zu 10 Knoten um die Ecke und macht aus der See eine Achterbahn. Selbst bei Flaute gibt es Stellen, an denen man ziemlich durchgeschüttelt wird. Auch vom Kap war nicht viel zu sehen. Der hohe Leuchtturm stand als graue Silhouette von einem grauen Himmel und war schon bald im Dunst verschwunden. Steuerbord passierte ich Alderney. An diesem Tag keine Destination. Ich …