Autor: Ronald

Wo die Muscheln wachsen

Die Rias sind nicht nur wunderbare Segelreviere, sie sind auch industrielle Zentren. Aus den Rias wird gefischt, was sie hergeben. Vor allem aber werden in ihnen Muscheln gezüchtet, die schwarzen Miesmuscheln. Sage und schreibe 60 Prozent der Weltproduktion kommt von den Rias; 95 Prozent aller spanischen Muscheln. Die Ria de Arousa wird dabei am intensivsten genutzt. Bateas überall Gezüchtet werden die Muscheln an – oder genauer unter sogenannten bateas, hölzerne Plattformen, die am Grund verankert sind. Sie sind in parallelen Reihen angeordnet und bedecken einen Grossteil der Wasserfläche der Ria de Arousa. Das Städtchen Vilanova de Arousa bildet das Zentrum der Industrie. Im Fischereihafen liegen Dutzende spezieller Boote, die für die Arbeit auf den Plattformen ausgerüstet sind. Aber im lokalen Fischmarkt Muscheln zu bekommen, war ein Fehlschlag. Vielleicht war ich ja zu spät unterwegs. Aber die Auslagen waren bis auf ein paar wenige dürre Fischchen leer. Mehr Glück hatte ich im örtlichen Supermarkt. Dort kaufte ich ein halbes Kilo, gerade genug für eine Person. Idealer Bordfood Muscheln sind eigentlich idealer Bordfood, schnell und einfach zu …

Rückblick auf die Bretagne

Im März umsegelte ich die Bretagne von Tréguier bis Quiberon. Später dann ging die Reise in die Vendée. Die Bretagne ist bestimmt eines der schönsten Segelreviere. Im Norden rau und ungestüm. Im Süden schon ein wenig sanfter, mit wunderbaren Inseln und vor allem dem Golfe du Morbihan. Für den Reiseteil der NZZ habe die Geschichte der Umsegelung geschildert. Der Text heisst „Den Drachen umsegeln“, denn auf der Karte sieht die Bretagne tatsächlich ein wenig wie ein Drachenkopf aus, der in den Atlantik hinausschaut – nun, in meiner Fantasie zumindest. Hier der Link zum Artikel, der hoffentlich frei zugänglich bleibt.

Die Costa da Morte rauf und runter

Südlich von A Coruña erstreckt sich die Costa da Morte. Der Name stammt nicht von ungefähr. Der Seegang ist beachtlich, selbst bei mässigem Wind. Er fordert das Material ganz schön. Auf dem Weg nach Camariñas, das sich selbst die Hauptstadt der Costa da Morte nennt, konnte ich die Genua plötzlich nur noch mit Mühe einrollen und ausrollen schon gar nicht mehr. Im Hafen stellte sich heraus, dass da ziemlich was verbogen war. Was tut man in einem solchen Moment? Ein Rigger ist in Camariñas nicht zu finden. Im Süden wäre der nächste Ort mit Versorgung Vilagarcia. Aber ob da die richtigen Teile leicht zu beschaffen sind? Zurück nach Norden Blue Alligator hat eine Furlix-Rollreffanlage von Selden. Der örtliche Vertreter von Selden ist in Sada angesiedelt. Das liegt, wie könnte es anders sein, im Norden, in einer Bucht nach A Coruña. Ich entscheide mich also, wieder zurückzusegeln. Die Costa da Morte zu zweiten. In Sada ist die Sache in einem Tag repariert. Das Vorstag muss ersetzt werden und der innere Kern des Furlex. Ich hätte Glück …

Auf Land-Land-Gang in Camariñas

Camariñas ist vielleicht als Ortschaft nicht gerade berauschend. Die Umgebung aber kann sich sehen lassen. Eine dramatische Küstenlandschaft – nicht zuletzt wenn das Wetter stürmisch ist. Ich habe mich ein wenig umgesehen. Vom Dorf aus führt ein Weg zum Kap, das es mir vor ein paar Tagen ziemlich schwer gemacht hat zu runden. Man spaziert zuerst durch einen Pinienwald, bevor sich die Szenerie öffnet. Auf der anderen Seite der Bucht liegt der Ort Muxía. Wenn man vom Meer her kommt, sieht man die Kirche auf dem Hügel als erstes. Und um ehrlich zu sein, sie hatte durchaus etwas Tröstliches, als ich ankam. [smartslider3 slider=3]

Kleiner Abstecher in den Norden – virtuell und real

Noch bevor ich Richtung Süden losgesegelt bin, habe ich für die NZZ einen kleinen Text über die Scilly Islands geschrieben. Diese befinden sich ja nun ganz wo anders, nämlich rund 30 Meilen südwestlich von Cornwall. Und wenn ich es recht bedenke, sind sie deutlich südlicher gestimmt als die Gegend, in der ich mich gerade befinde, die Nordwestecke Spaniens, Galizien. Hier nun noch der Link zum Artikel, der hoffentlich nicht kostenpflichtig ist und von möglichst vielen gelesen werden kann. Ich würde gerne zurück auf die Scillies. Aber ob ich es auf dieser Reise schaffe, ist mehr als ungewiss. Irgendwie sind Blue Alli und ich vom Unglück verfolgt. Auf der Fahrt von La Coruña nach Camariñas hat die Rollreffanlage fürs Vorsegel Schaden genommen. Irgendwas ist verbogen. Ich werde also zurück nach La Coruña müssen, um das reparieren zu lassen. Zurück nach Norden, ganz real. Mein Zeitplan ist ohnehin schon durcheinander. Dass ich südlicher als Galizien segle, ist inzwischen eher unwahrscheinlich. Am 17. Juni kommt Katrin. Wir werden dann – hoffentlich in aller Ruhe – die Rias, die Flüsse …

Nach La Coruña

Nicht immer läuft alles rund. Von Viveiro an der Nordwestküste Spaniens nach La Coruña spielte zuerst der Wind nicht mit. Dann machte der Motor Kapriolen. Aber wir haben es geschafft. Im Video erzähle ich, wie die Fahrt verlaufen ist.

Zöllner-Verfolgung und Sailing-Blues

La Rochelle, 27. April Was ist nun nicht schon alles wieder passiert, seit ich das letzte Mal was geschrieben habe. Die Bretagne liegt schon lange hinter uns, ich hatte zwei Gäste und kurz vor Noirmoutier, der Halbinsel mit ihren Austernzuchten und Salzgärten, verfing sich eine Leine im Propeller von Blue Alligator. Im Video berichte ich darüber, auch wie ich getaucht bin und das Ding los geschnitten habe. Üble Nachwirkungen Leider war es damit aber nicht getan, wie ich später feststellte. Das erste Anzeichen einer Nachwirkung stellte ich in Les Sables d’Olonne fest. Als ich dort den Motor startete und den Gang einlegte, wummerte es, als wäre die Leine wieder da. Das Geräusch verschwand zwar nach ein paar Sekunden. Aber von da an war es jedes Mal beim Start des Motors zu hören. Kein angenehmes Phänomen, wenn man länger unterwegs sein will und eventuell die Maschine bei der Überquerung der Biskaya braucht. Ich habe mich in La Rochelle also vertrauensvoll an eine Werft gewandt. Den Rat, den ich erhielt, kannte ich allerdings schon im Voraus: Blue Alligator muss …

Segeln für Aiducation international

Auf der Ile aux moines im Golfe du Morbhian war es soweit: Blue Alligator verwandelte sich in einen offiziellen Botschafter von Aiducation international. Aiducation ist ein besonderes Hilfeswerk. Es vermittelt Stipendien an begabte Kinder in Kenya und auf den Philippinen, damit sie das Gymnasium besuchen können und später Zugang zu Hochschulbildung bekommen. Ich habe die Gründer von Aiducation, Florian und Kristin, vor einigen Jahren kennengelernt, als sie mit ihrer Idee auf die NZZ kamen. Ich habe damals gleich eine Geschichte über sie und ihr aussergewöhnliches Startup gemacht, dass an Gründerwettbewerben sämtliche Preise abräumte. Die Idee ist gediehen und inzwischen hat Aiducation über xxx Stipendien vermittelt. Wer sich für ein Stipendium bewirbt, muss nicht nur sein schulisches Talent unter Beweis stellen. Die Kinder müssen auch vermitteln, was sie mit ihrer Bildung anfangen möchten, wie sie ihr Land verbessern wollen. Denn das Motto von Aiducation lautet: Building people, building nations. Wenn immer ich nun in einem Hafen bin, setze ich die Flagge von Aiducation und hoffe, dass so Leute auf das Programm aufmerksam werden. An Bord ist auch ein Bündel …

Drogen? Waffen? Migranten?

Lorient, 27. März Ich bin nun schon ein Zeitchen in Lorient, liege sicher im Stadthafen mitten im Zentrum. Über uns gehen Hagel, Schauer und Sturmwinde hinweg. Und zwischendurch scheint die Sonne. Ein Nachbar, der mit seiner Frau und seinem Baby das ganze Jahr über auf dem Schiff lebt, hat mir die Wetterregel hier erklärt: „Noël sur le balcon, pâques au tison – Weihnachten auf dem Balkon, Ostern vor dem Kamin“. Aber ich habe sowieso nichts vor. Ich warte auf Katrin, meine Frau, die mich in wenigen Tagen besuchen kommt. Zusammen werden wir dann den Golf du Morbihan erkunden, das „Kleine Meer“, das noch ein bisschen weiter südlicher liegt, ein Einschluss mit einer ganz schmalen Durchfahrt. Dahinter liegen Inseln, und es soll ein Klima wie im Mittelmeer herrschen. Wir werden sehen. Keine Schönheit und doch charmant Lorient ist ein herber Kontrast zu allen Orten, in denen ich bisher war: Die Stadt ist nach dem Krieg wohl fast vollständig neu gebaut worden. Architektonisch keine Schönheit. Aber sie hat trotzdem Charme – und einen echt maritimen Charakter. Ihr …