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Die Beiträge von 2016

Be-Gleiter auf See

Segeln wird oft als Gleiten über die See missverstanden. Zumeist ist es das nicht. Vor der Küste Galiciens beispielsweise sind Blue Alligator und ich durchgeschüttelt worden wie selten sonst. Das Boot tanzte und hüpfte über die Wellen und krachte auch schon mal in einen tiefen Abgrund, so dass ich fürchtete, der Mast würde durch den Rumpf brechen. Zum Glück sind Boote wie Blue Alligator genau für solche Situationen gebaut. Das unterscheidet sie grundsätzlich von ihrer Besatzung. Menschen stammen ja schliesslich von Baumbewohnern ab und nicht von Delphinen. Die wahren Gleiter Die wahren Gleiter über dem Meer sind die Seevögel. Ihr Flug durch die Wellentäler und über die Kämme ist schlicht atemberaubend. Wenn sie mit aufgespannten Schwingen an einem vorbeisausen, als gäbe es nichts einfacheres auf der Welt als fliegen, könnte man grün werden – einmal nicht vor Seekrankheit, sondern vor Neid. Dann sieht man sie in einem Wellental verschwinden und so nah kommen sie dem Wasser, dass man glaubt, jetzt müsste ein Flügelspitz eintauchen und der Vogel abstürzen. Aber natürlich passiert nichts dergleichen, und das …

Der Real Club Nautico de Vigo – ein zweites Wohnzimmer

Es gibt solche und solche Yachtclubs: die geselligen, in denen man sich sogleich aufgenommen fühlt, und die hochnäsigen, in denen man als Normalsterblicher schon gar nicht eingelassen wird. Und es gibt den Real Club Nautico von Vigo. Dieser betreibt die Marina im Stadtzentrum, die man idealerweise aufsucht, wenn man nicht kilometerlange Fussmärsche unternehmen will, um von seinem Liegeplatz in die Stadt zu gelangen. Sozusagen im Stadtzentrum Von der Marina des Yachtclubs sind es nur wenige Meter in die pittoreske Altstadt mit ihren zahlreichen Bars und Restaurants. Und wären da nicht die Kreuzfahrtschiffe, die täglich gleich nebenan festmachen und ihren Lärm und ihre Abgase über den Hafen ausbreiten, alles wäre perfekt. Aber auch annähernd perfekt ist okay. Und das erfüllt der Real Club Nautico durchaus. Der Club-Palast Das eigentlich besondere ist das Clubhaus, zu dem man als Gast uneingeschränkten Zugang geniesst, und das Publikum. Aber was heisst hier Haus? Das Gebäude des Clubs ist schon eher ein Palast, in nüchtern modernistischer Architektur zwar, doch mit stattlicher Grösse. Natürlich steht das Gebäude ebenfalls direkt am Hafen und man könnte …

Rückblick auf die Bretagne

Im März umsegelte ich die Bretagne von Tréguier bis Quiberon. Später dann ging die Reise in die Vendée. Die Bretagne ist bestimmt eines der schönsten Segelreviere. Im Norden rau und ungestüm. Im Süden schon ein wenig sanfter, mit wunderbaren Inseln und vor allem dem Golfe du Morbihan. Für den Reiseteil der NZZ habe die Geschichte der Umsegelung geschildert. Der Text heisst „Den Drachen umsegeln“, denn auf der Karte sieht die Bretagne tatsächlich ein wenig wie ein Drachenkopf aus, der in den Atlantik hinausschaut – nun, in meiner Fantasie zumindest. Hier der Link zum Artikel, der hoffentlich frei zugänglich bleibt.

Die Costa da Morte rauf und runter

Südlich von A Coruña erstreckt sich die Costa da Morte. Der Name stammt nicht von ungefähr. Der Seegang ist beachtlich, selbst bei mässigem Wind. Er fordert das Material ganz schön. Auf dem Weg nach Camariñas, das sich selbst die Hauptstadt der Costa da Morte nennt, konnte ich die Genua plötzlich nur noch mit Mühe einrollen und ausrollen schon gar nicht mehr. Im Hafen stellte sich heraus, dass da ziemlich was verbogen war. Was tut man in einem solchen Moment? Ein Rigger ist in Camariñas nicht zu finden. Im Süden wäre der nächste Ort mit Versorgung Vilagarcia. Aber ob da die richtigen Teile leicht zu beschaffen sind? Zurück nach Norden Blue Alligator hat eine Furlix-Rollreffanlage von Selden. Der örtliche Vertreter von Selden ist in Sada angesiedelt. Das liegt, wie könnte es anders sein, im Norden, in einer Bucht nach A Coruña. Ich entscheide mich also, wieder zurückzusegeln. Die Costa da Morte zu zweiten. In Sada ist die Sache in einem Tag repariert. Das Vorstag muss ersetzt werden und der innere Kern des Furlex. Ich hätte Glück …

Auf Land-Land-Gang in Camariñas

Camariñas ist vielleicht als Ortschaft nicht gerade berauschend. Die Umgebung aber kann sich sehen lassen. Eine dramatische Küstenlandschaft – nicht zuletzt wenn das Wetter stürmisch ist. Ich habe mich ein wenig umgesehen. Vom Dorf aus führt ein Weg zum Kap, das es mir vor ein paar Tagen ziemlich schwer gemacht hat zu runden. Man spaziert zuerst durch einen Pinienwald, bevor sich die Szenerie öffnet. Auf der anderen Seite der Bucht liegt der Ort Muxía. Wenn man vom Meer her kommt, sieht man die Kirche auf dem Hügel als erstes. Und um ehrlich zu sein, sie hatte durchaus etwas Tröstliches, als ich ankam. [smartslider3 slider=3]

Kleiner Abstecher in den Norden – virtuell und real

Noch bevor ich Richtung Süden losgesegelt bin, habe ich für die NZZ einen kleinen Text über die Scilly Islands geschrieben. Diese befinden sich ja nun ganz wo anders, nämlich rund 30 Meilen südwestlich von Cornwall. Und wenn ich es recht bedenke, sind sie deutlich südlicher gestimmt als die Gegend, in der ich mich gerade befinde, die Nordwestecke Spaniens, Galizien. Hier nun noch der Link zum Artikel, der hoffentlich nicht kostenpflichtig ist und von möglichst vielen gelesen werden kann. Ich würde gerne zurück auf die Scillies. Aber ob ich es auf dieser Reise schaffe, ist mehr als ungewiss. Irgendwie sind Blue Alli und ich vom Unglück verfolgt. Auf der Fahrt von La Coruña nach Camariñas hat die Rollreffanlage fürs Vorsegel Schaden genommen. Irgendwas ist verbogen. Ich werde also zurück nach La Coruña müssen, um das reparieren zu lassen. Zurück nach Norden, ganz real. Mein Zeitplan ist ohnehin schon durcheinander. Dass ich südlicher als Galizien segle, ist inzwischen eher unwahrscheinlich. Am 17. Juni kommt Katrin. Wir werden dann – hoffentlich in aller Ruhe – die Rias, die Flüsse …

Nach La Coruña

Nicht immer läuft alles rund. Von Viveiro an der Nordwestküste Spaniens nach La Coruña spielte zuerst der Wind nicht mit. Dann machte der Motor Kapriolen. Aber wir haben es geschafft. Im Video erzähle ich, wie die Fahrt verlaufen ist.

Zöllner-Verfolgung und Sailing-Blues

La Rochelle, 27. April Was ist nun nicht schon alles wieder passiert, seit ich das letzte Mal was geschrieben habe. Die Bretagne liegt schon lange hinter uns, ich hatte zwei Gäste und kurz vor Noirmoutier, der Halbinsel mit ihren Austernzuchten und Salzgärten, verfing sich eine Leine im Propeller von Blue Alligator. Im Video berichte ich darüber, auch wie ich getaucht bin und das Ding los geschnitten habe. Üble Nachwirkungen Leider war es damit aber nicht getan, wie ich später feststellte. Das erste Anzeichen einer Nachwirkung stellte ich in Les Sables d’Olonne fest. Als ich dort den Motor startete und den Gang einlegte, wummerte es, als wäre die Leine wieder da. Das Geräusch verschwand zwar nach ein paar Sekunden. Aber von da an war es jedes Mal beim Start des Motors zu hören. Kein angenehmes Phänomen, wenn man länger unterwegs sein will und eventuell die Maschine bei der Überquerung der Biskaya braucht. Ich habe mich in La Rochelle also vertrauensvoll an eine Werft gewandt. Den Rat, den ich erhielt, kannte ich allerdings schon im Voraus: Blue Alligator muss …

Segeln für Aiducation international

Auf der Ile aux moines im Golfe du Morbhian war es soweit: Blue Alligator verwandelte sich in einen offiziellen Botschafter von Aiducation international. Aiducation ist ein besonderes Hilfeswerk. Es vermittelt Stipendien an begabte Kinder in Kenya und auf den Philippinen, damit sie das Gymnasium besuchen können und später Zugang zu Hochschulbildung bekommen. Ich habe die Gründer von Aiducation, Florian und Kristin, vor einigen Jahren kennengelernt, als sie mit ihrer Idee auf die NZZ kamen. Ich habe damals gleich eine Geschichte über sie und ihr aussergewöhnliches Startup gemacht, dass an Gründerwettbewerben sämtliche Preise abräumte. Die Idee ist gediehen und inzwischen hat Aiducation über xxx Stipendien vermittelt. Wer sich für ein Stipendium bewirbt, muss nicht nur sein schulisches Talent unter Beweis stellen. Die Kinder müssen auch vermitteln, was sie mit ihrer Bildung anfangen möchten, wie sie ihr Land verbessern wollen. Denn das Motto von Aiducation lautet: Building people, building nations. Wenn immer ich nun in einem Hafen bin, setze ich die Flagge von Aiducation und hoffe, dass so Leute auf das Programm aufmerksam werden. An Bord ist auch ein Bündel …