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Be-Gleiter auf See

Segeln wird oft als Gleiten über die See missverstanden. Zumeist ist es das nicht. Vor der Küste Galiciens beispielsweise sind Blue Alligator und ich durchgeschüttelt worden wie selten sonst. Das Boot tanzte und hüpfte über die Wellen und krachte auch schon mal in einen tiefen Abgrund, so dass ich fürchtete, der Mast würde durch den Rumpf brechen. Zum Glück sind Boote wie Blue Alligator genau für solche Situationen gebaut. Das unterscheidet sie grundsätzlich von ihrer Besatzung. Menschen stammen ja schliesslich von Baumbewohnern ab und nicht von Delphinen. Die wahren Gleiter Die wahren Gleiter über dem Meer sind die Seevögel. Ihr Flug durch die Wellentäler und über die Kämme ist schlicht atemberaubend. Wenn sie mit aufgespannten Schwingen an einem vorbeisausen, als gäbe es nichts einfacheres auf der Welt als fliegen, könnte man grün werden – einmal nicht vor Seekrankheit, sondern vor Neid. Dann sieht man sie in einem Wellental verschwinden und so nah kommen sie dem Wasser, dass man glaubt, jetzt müsste ein Flügelspitz eintauchen und der Vogel abstürzen. Aber natürlich passiert nichts dergleichen, und das …

Segeln für Aiducation international

Auf der Ile aux moines im Golfe du Morbhian war es soweit: Blue Alligator verwandelte sich in einen offiziellen Botschafter von Aiducation international. Aiducation ist ein besonderes Hilfeswerk. Es vermittelt Stipendien an begabte Kinder in Kenya und auf den Philippinen, damit sie das Gymnasium besuchen können und später Zugang zu Hochschulbildung bekommen. Ich habe die Gründer von Aiducation, Florian und Kristin, vor einigen Jahren kennengelernt, als sie mit ihrer Idee auf die NZZ kamen. Ich habe damals gleich eine Geschichte über sie und ihr aussergewöhnliches Startup gemacht, dass an Gründerwettbewerben sämtliche Preise abräumte. Die Idee ist gediehen und inzwischen hat Aiducation über xxx Stipendien vermittelt. Wer sich für ein Stipendium bewirbt, muss nicht nur sein schulisches Talent unter Beweis stellen. Die Kinder müssen auch vermitteln, was sie mit ihrer Bildung anfangen möchten, wie sie ihr Land verbessern wollen. Denn das Motto von Aiducation lautet: Building people, building nations. Wenn immer ich nun in einem Hafen bin, setze ich die Flagge von Aiducation und hoffe, dass so Leute auf das Programm aufmerksam werden. An Bord ist auch ein Bündel …

Kojentage und Geldverleih

Ich bin also angekommen in meinem Sabbatical – und natürlich auf Blue Alligator – oder zumindest fast. Denn die erste Woche, die ich nun hier bin, habe ich fast nur in der Koje verbracht. Dass ich so etwas auch unter völlig normalen Umständen fertigbrächte, will ich nicht leugnen. Die Koje ist einer der gemütlichsten Orte im Schiff, kuschlig, warm und durchs Oberlicht mit Blick in die Sterne – so es welche hat. Aber nein, ich lag mit einer akuten Bronchitis in den Kissen. Stimmlos Deshalb konnte ich noch nichts von der fast völlig verwandelten Blue Alligator zeigen, ihrer neuen Windsteuerung, dem Hydrogenerator, der Solarzelle, dem neuen Wassertank. Eigentlich wollte ich ja alles filmen. Aber es wäre ein Stummfilm geworden, denn ich habe auch absolut keine Stimme mehr. Weggehustet. Ein schwächliches Keuchen, was wahrscheinlich ganz lustig klingt. Auf jeden Fall konnte sich der Mechaniker Pierre, als er am Mittwoch an Bord kam, um mir alles zu zeigen, ein Grinsen unter seinem Blonden Bart nicht verbergen. Nun ja, wer den Schaden hat… Aber er durfte sich schon …

Weltenbummler auf der Klangspur

In Zürich herrschen Minustemperaturen und alles liegt unter einer weissen Schneedecke. Ans Segeln zu denken, fällt nachgerade schwer. Doch ist dies auch die beste Zeit, sich mental auf kommende Reisen vorzubereiten – am besten vielleicht mit ein paar inspirierenden Reiseberichten in Form von Videos. Youtube ist natürlich voll von gefilmten Segelabenteuern, von Berichten von und mit Weltenbummlern auf dem Wasser, festgehalten in mehr oder minder professionellen Filmen. Aber selten liegt den Berichten ein so stimmungsvolles Konzept zugrunde, wie der Reise der Sailing Conductors. Die Sailing Conducters sind zwei junge deutsche Tontechniker, Ben und Hannes, die auf ihrem Boot „Marianne“ 2011 von Australien aufbrachen mit Ziel Berlin, ihrer Heimat. Segeln konnten sie nicht. Aber sie hatten einen Plan. Musik sammeln Auf dem Weg sammelten sie Musik und zwar so viel Musik, wie sie nur konnten. Wo immer sie eintrafen, suchten sie lokale Musiker auf und nahmen ihre Stücke auf. Ihr Boot war nicht nur Zuhause und Reisegefährt, sondern auch mobiles Tonstudio. So kam eine ganze Audiothek von echter Weltmusik zusammen. Aber die Sailing Conductors gaben der Sache noch …